Cherzli 7: Geschenke

Die für mich schönste Zeit des Jahres ist angebrochen: die Weihnachtszeit! Kältere Temperaturen, der erste Schnee, warmes Kerzenlicht, gemeinsame Traditionen pflegen, viel Familienzeit und das schöne Weihnachtsfest. Alles Grund zur Freude!

Zu alledem gehört traditionellerweise auch das Geben von Geschenken an Weihnachten. Nicht selten ist diese Tradition aber auch Anlass für (unnötigen?) Stress, Druck und hohe Erwartungen. Man weiss nicht genau, was gewünscht wird, kauft zu spät ein, gerät in den Trubel der Menschenmengen in den Einkaufszentren und schliesslich ist doch scheinbar niemand zufrieden mit dem Erhaltenen. An manch einer Weihnachtsfeier habe ich mich schon gefragt: «Wieso tun wir uns das überhaupt an?» Und doch muss ich zugeben: Ich liebe Geschenke!

Das mag eine unpopuläre Meinung sein, mit der man sich den Vorwurf der Konsumorientierung einhandeln kann. Und doch: Ich finde Schenken etwas Wunderbares – und beschenkt zu werden auch! Ein Geschenk kann sagen: «Ich schätze dich! Du bist ein wunderbarer Mensch! Ich möchte, dass du das weisst.»

Und ich denke an die Grosszügigkeit, mit der Gott schenkt. Bei seinem grössten Geschenk ging es nicht um einen möglichst beeindruckenden Wert oder um eine spektakuläre Erscheinung. Er hat uns sein Geschenk ruhig und leise, fast unbemerkt, überreicht. Und trotzdem wird schnell klar: Mit diesem Kind in der Krippe hat Gott uns etwas ganz Besonderes gegeben. Er hat sich selbst verschenkt, an uns. Grosszügig, ohne viel Drumherum, bedingungslos, aber von ganzem Herzen.

Wenn wir mit diesen Gedanken im Hinterkopf ans Schenken herangehen, können wir davon nur profitieren. So kommt uns vielleicht in den Sinn, dass es gar nicht nur um das eigentliche Geschenk geht, sondern vielmehr um die Geste und um den Gedanken, den wir uns zu einem Geschenk an eine liebe Person machen. So scheint doch manchmal das aufmerksame Zuhören das viel grössere und bessere Geschenk als eine teure Designerhandtasche oder die fünfte Duftkerze als Verlegenheitsmitbringsel.

Zuhören und Zeit schenken, so simpel es klingen mag, sind zwei Dinge, die in unserer hektischen und anonymen Welt immer wieder zu kurz kommen. Wenn wir auf unsere Mitmenschen zugehen und ihnen etwas von unserer Wärme und unserer Liebe schenken, dann erhalten wir aber nicht nur etwas zurück. Nein: Dann leben wir auch in dem Sinn, den Gott unserem Leben zugedacht hat. In uns bleibt es leer und kalt, wenn wir uns zurückziehen und für uns bleiben. Wenn wir hingegen Zeit und Liebe verschenken, so geben wir etwas von uns selbst her. So, wie Gott sich selbst verschenkt hat, als er seinen Sohn in die Welt sandte. Je mehr wir für andere leuchten, desto heller wird es auch in uns. Und gerade in der dunklen Jahreszeit kann ein einzelnes, helles Licht einem anderen Menschen zum grössten Geschenk werden. 

Ob es Dinge sind, von denen wir wissen, dass sie dem Gegenüber wirklich Freude bereiten, oder ob es unsere Zeit, unsere Liebe ist: Schenken kann bedeuten, ein Stück Himmel an jemanden weiterzugeben.

In diesem Sinne: frohes Beschenken und Beschenktwerden!

Annina Stutz, Theologiestudentin & Katechetin für 6.- bis 8.-Klass-Unterricht, Arni

Ein Gedanke zu “Cherzli 7: Geschenke”

  1. Liebe Annina Stutz, vielen Dank für Ihre Anregung, über die Bedeutung nachzudenken, welche das Schenken und Beschenkt werden an Weihnachten hat. Wenn wir Weihnachten von ihrem konsumorientierten Überbau befreien, kommen wir zu dem, was Sie uns in Ihrem Text mitgeben: Nehmen wir uns Zeit und Ruhe, um uns Achtsamkeit und Liebe zu schenken.

    In diesem Sinne wünsche ich auch Ihnen eine gesegnete Adventszeit.
    Felix Maurer, Oberlunkhofen

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